Musik-Download: iTunes Test

Musik-Shop iTunes für Mac-User optimal

 
 

 

Apple, Mac – glanzvolle Namen färben auf das Musik-Download-Angebot iTunes ab. Aber wer keinen Mac hat, muss ein paar Hürden nehmen. Dann glänzt iTunes auch auf dem PC.
 

Die High-Tech-Schmiede Apple schafft es auch heute noch spielend, Maßstäbe bei Nutzerfreundlichkeit und Design zu setzen und so die Konkurrenz im lockeren Trab vor sich her zu treiben. Auch bei dem Media-Player iTunes mischt der Konzern vorne mit. Das Programm ist das Gegenstück zum Windows Media Player, auf Mac-Geräten schon vorinstalliert. Nutzer von Windows XP, Vista oder Windows 7 können es kostenlos aus dem Internet herunterladen. Ein Vergleich der Player von Windows und Mac stand nicht im Fokus dieses Tests, aber auf den ersten Blick zeigt sich schon, dass es sich hier um ein recht mächtiges Steuerzentrum für das Abspielen von Mediadateien handelt, das dem Windows-Player in Grundzügen ebenbürtig und vielleicht sogar noch übersichtlicher ist. Gerade Musik-Liebhaber werden Features im iTunes-Player zu schätzen wissen wie etwa „Titel überblenden“, „Lautstärke nivellieren“, „Equalizer“ oder das Angebot „iTunes LP“ mit Infos zur Musik.

PC-Nutzer müssen vor dem Musik-Download iTunes installieren

Während es für Mac-User naheliegt, iTunes zu verwenden, ist für PC-Nutzer eine erste Hürde zu überwinden. Die besteht nicht nur in der Installation des fast 94 Megabyte großen Programms. Wer die Internetseite www.itunes.de aufruft, wird erst einmal mit einer geballten Ladung von Begriffen aus der Apple-Markenwelt eingedeckt – das konkrete Angebot, der eigentliche Shop, ist aber nur ausgesprochen umständlich zu erreichen. Zwar blitzt auch auf dieser reinen Werbeseite die Kompetenz des Anbieters durch, etwa in einem sehr ansprechend gestalteten Teil über Grundlagen der Digitalmusik. Auf einer Unterseite gibt es eine umfassende Übersicht über Genres und, eine Ebene tiefer, die dazu gehörenden Interpreten, Titel und Preise; auch gut aufbereitete Informationen zu Künstlern finden sich dort – mit Rezension, Biografie, weiteren Werken und Empfehlungen nach dem Motto: „Andere Hörer kauften auch“. Suchen, Probehören und Kaufen geht aber nur mit iTunes 9, der uneingeschränkte Zugang zum Shop ist erst möglich, wenn das Programm geladen wurde. Der neugierige Kunde ist also gezwungen ist, zuerst das Programm zu installieren und dann das Angebot unter die Lupe nehmen.

Wer MP3-Downloads will, muss erst umformatieren

Weitere Minuspunkte im Test sammelt Apple mit dem ausgeklügelten System der Rechteverwaltung – ähnlich wie bei Napster überprüft iTunes, was der Käufer mit den Dateien so treibt. Angesichts der Debatten um Raubkopien und Piraterie in den vergangenen Jahren ist das nachvollziehbar, aber aus der Perspektive des „normalen“ und seriösen Kunden ein Hindernis ersten Ranges. Wer schon einmal die unerbittliche Meldung auf dem Bildschirm hatte, dass eine heißgeliebte und ordentlich bezahlte Musikdatei wegen irgendwelcher fehlender Rechte nicht mehr abgespielt werden kann, kann das sicherlich nachvollziehen. Aus gutem Grund bieten Musik-Download-Anbieter wie Amazon, Media Markt und Musicload MP3-Downloads an, die ihr Dasein auf der Festplatte nicht unter dem Damoklesschwert angehängter Lizenzen fristen.

Vor dem Musik-Download warten 22 Seiten mit Rechtshinweisen

Damit ist auch schon der nächste Punkt verknüpft, der nicht gerade zur Kauflaune beiträgt: Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, hier Nutzungsbedingungen genannt, umfassen in der Druckvorschau wegen des rechtlichen Eiertanzes sage und schreibe 22 eng mit Text beschriebene Seiten. Das alles während des Registriervorgangs wenigstens zu überfliegen benötigte so viel Zeit, dass der Server nach der Lektüre die freundliche Bitte äußert: „Die Sitzungszeit ist abgelaufen, bitte führen Sie den Vorgang noch einmal von Anfang an durch.“

Aber Schluss jetzt mit dem Gemeckere. Wenn das Programm dann einmal heruntergeladen und installiert ist, glänzt es mit allerlei guten Ideen. Das erwähnte Feature iTunes LP liefert zum Musik-Download teilweise Songtexte, Begleitinfos, Fotos, Videos und anderes Bonusmaterial. Den redaktionellen Service kauft Apple von der Firma Gracenote in Kalifornien zu. Ein wenig Ernüchterung macht sich breit, wenn sich zeigt, dass die Zusatzinformationen überwiegend auf Englisch bereitstehen.
Pfiffig auch die Idee, den Link zum Shop gleich in den Player zu integrieren, was das Einkaufen komfortabel macht, aber auch aufdringlicher wirken kann als beim Windows Media Player, der keine Shop-Anbindung hat.

11 Millionen Songs stehen zum Musik-Download bereit

Der Musik-Shop von Apple führt nach eigenen Angaben 11 Millionen Songs im Programm, die als DRM-frei angepriesen werden, was sich allerdings mit den Angaben in den Nutzungsbedingungen widerspricht und nur auf die sogenannten iTunes-Plus-Produkte zutrifft. Im Lizenzvertrag heißt es, dass Apple – wie auch Napster – auf den Rechner zugreift, um technische Information und die Einhaltung der Lizenzbestimmungen zu prüfen. Die mitgeladene Kopierschutztechnologie FairPlay erlaubt den Musik-Download auf bis zu fünf Computer sowie auf eine beliebige Anzahl von iPods oder iPhones und beliebig viele CDs. Playlists lassen sich sieben Mal brennen. Eine weitere Zusatzfunktion mit dem sinnreichen Namen Genius, die auf die Mediathek zugreift, um personalisierte Empfehlungen zu geben, kann deaktiviert werden.

Musik-Download in einwandfreier Qualität

Die Qualität der per Musik-Download von iTunes bezogenen Songs ist einwandfrei, die Testdateien waren mit 256 Kilobit pro Sekunde kodiert, was dem Standard entspricht. Wer das iTunes-Programm auf seinen Windows-Rechner lädt, muss sich darauf einstellen, dass die Software zunächst einmal alle vorhandenen Musikdateien in das Apple-Audioformat AAC umwandelt, als Kopien in einem eigenen Verzeichnis ablädt und alle fehlenden Cover automatisch nachlädt.
Preislich liegt iTunes im Rahmen des Üblichen: Laut Angaben auf der Website gibt es den Musik-Download in drei Preisstufen von 69 Cent, 99 Cent und 1, 29 Euro, wobei Stichproben überwiegend bei 99 Cent lagen.
Weiterer Pluspunkt: Der Apple-Store bietet auch Filme, TV-Sendungen, Hörbücher und Podcasts. Filme, die ganz aktuell auf DVD erschienen sind, sind für 3,99 Euro zu leihen – allerdings gibt es derzeit beim Online-Verleih Video-Buster zwei bestellte DVDs schon für 6,99 Euro.

Professionelle Videos helfen beim Musik-Download

Der Shop bietet auch die One-Click-Funktion von Amazon an, das heißt, der Bestellvorgang ist mit dem Klicken auf den entsprechenden Button abgeschlossen.

In den bereitgestellten und absolut professionell gemachten Video-Tutorials wird der Kunde eifrig geduzt. Auch auf der Website übt sich Apple im eher kumpelhaften Ton, wobei „Du“ mal groß, mal klein geschrieben ist; im Programm wird man mit Vornamen begrüßt (rechts oben), dann aber gesiezt. Mal nur mit positiven Worten formuliert: Hier bestünde noch Potential, den Auftritt zu harmonisieren.

Per Musik-Download erstandene Dateien in MP3-Downloads umwandeln

Wer die per Musik-Download erstandenen Dateien auf mobilen Geräten abspielen will, die nicht zur Apple-Markenwelt zählen, hat noch eine weitere Hürde zu überwinden: Er muss die im iTunes-Format AAC heruntergeladenen Dateien erst in MP3-Downloads umwandeln, was zumindest beim ersten Mal ein nicht ganz triviales Vergnügen ist. Kleiner Tipp dazu: In den über „Bearbeiten“ aufrufbaren „Einstellungen“ gibt es unter der Registerkarte „Allgemein“ die Position „Beim Einlegen einer CD“ – dort lassen sich auch die Importeinstellungen für zu konvertierende Dateien generell ändern. Laut Angaben von iTunes soll dies nur mit iTunes-Plus-Dateien möglich sein, im Test ließ sich dies aber auch mit gewöhnlichen Musik-Download-Dateien umsetzen.
In einem Punkt ist der Shop noch verbesserungsbedürftig: Die Suche ist sehr rudimentär ausgestattet verglichen mit anderen Musik-Download-Anbietern.

Auch iTunes scheint den Kontakt mit dem Kunden, sofern es nicht ums Einkaufen geht, eher meiden zu wollen. Die Kontaktmöglichkeiten zum iTunes-Store sind erst nach mehreren Klicks zu finden; Kunden, die anfragen wollen, werden stark vorgefiltert, was einem Hürdenlauf gleichkommt. Allerdings lässt die ausgeklügelte Offline-Hilfe des Programm auch in der Regel kaum Wünsche – und Fragen – offen.

Zum Vergleichstest

  iTunes Testbericht  
       
     
  Gesamtnote 2,1  
  Internetauftritt 2,1    
  Service 2,8    
  Preise 1,3